Wie tief der Schock über das schlechte Abschneiden deutscher Schüler beim internationalen PISA Test auch noch Monate nach der Veröffentlichung sitzt, war gestern im Ratssaal spürbar. Dort stellten sich das vom Land initiierte PISA-Forum und die Bildungsstiftung Schleswig-Holstein vor. Bei den meisten Rednern überwog jedoch die Einstellung, die Studienergebnisse auch als Chance zu begreifen, zum Beispiel zur Kurskorrektur im Bildungssystem.

So betonte Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave:“ Für gute Schulen sind wir alle verantwortlich.“ Aus diesem Grund begrüßte sie die Gründung der privaten und unabhängigen Bildungsstiftung Schleswig-Holstein als gutes Beispiel dafür, daß Bürger sich engagieren. Prof. Christian Dullo, Direktor des Kieler Forschungszentrums GEOMAR, trat nicht nur als Koordinator der Pisaforen auf, sondern auch als Mitglied der Bildungsstiftung, in der alle gesellschaftlichen Bereiche vom Industriebetrieb über Schulen, Wissenschaft bis zum Dienstleistungsbetrieb vertreten sind. Die Stiftung, erläuterte Dullo, suche Partner, die innovative Bildungsprojekte und Lehrerweiterbildung unterstützen. Lehrer würden allzuoft als Sündenböcke abgestempelt: Es sei aber elementar, das Dreieck Lehrer-Eltern-Kinder wieder herzustellen.

Daß im deutschen Bildungssystem vieles im Argen liegt, ergab sich auch aus den Redebeiträgen der Mitglieder des Stiftungsrates: Nur wer gut ausgebildete Mitarbeiter habe, könne im Internationalen Wettbewerb bestehen, führte HDW-Sprecher Jürgen Rohweder aus.

Seit Jahren beobachte man aber, daß die Leistungen der Schulabgänger sich verringerten. Joachim Günther, Geschäftsführer der Bäckerei Günther, wird es sogar „angst und bange“, wenn vor ihm leistungsschwache Bewerber um Lehrstellen ohne Motivation sitzen. Jürgen Fenske, SPD-Ratsherr und Geschäftsführer der Autokraft, kann dagegen über mangelnde Qualifikation von Mitarbeitern nicht klagen. Doch Familien- und Bildungspolitik seien in den vergangenen Jahren „sträflich vernachlässigt“ worden. Er sei zur Initiative gestoßen, um selber etwas zu tun. Als positives Beispiel, wie es gelingen kann, junge Menschen zum Lesen und zu Leistungen zu motivieren, nannte Ralf Schröder, stellvertretender Chefredakteur der Kieler Nachrichten, das KN-Projekt „Zeitung in der Schule“.

Als weitere Themen für die öffentlichen Forum-Abende sind geplant: Bildungsübergänge vom Kindergarten bis in den Beruf, mehr Praxis in die Schule sowie die Bedeutung von Kreativität.