Trotz der Hitze reichten die zwei Stunden, die die Bildungsstiftung für das zweite PISA-Forum angesetzt hatte, nicht aus: Zu groß war das Interesse der Besucher gestern Abend in der Waldorfschule Kiel, über das Thema „Übergänge – neu gestalten“ zu diskutieren. Vor allem an der Frage, was Kindertagesstätten vor dem Schuleintritt leisten können und sollen, erregten sich die Gemüter. Einigkeit gab es jedoch auch: Kindergärten und Schulen grenzten sich viel zu stark voneinander ab.

Jugendamtsleiter Hans-Joachim Ogurreck erhielt denn auch Beifall, als er den altbekannten Mißstand beklagte und regelmäßige Gespräche zwischen den beiden Einrichtungen anregte. Strittig war vor allem, inwieweit Kindergärten ähnlich wie in den Nachbarländern Vorschulen sein sollten. Bianca Oestrich von der Elmschenhagener Ganztagseinrichtung berichtete, dass zahlreiche Kinder zu Hause problematische Situationen vorfinden und plädierte wie ihre Kollegin Sabine Becker dafür, Bildungsräume zu schaffen, in denen sich die Kinder wohl fühlen könnten. Einem Elternsprecher behagte die Vorstellung nicht, dass durch Leistungsdrill schon in frühen Jahren „kleine Einsteins“ herangezüchtet werden könnten.

Dass jedoch eine Lehrerin vor einer Wandlung der Kitas zu „Vorhöllen der Schulhöllen“ warnte, ging Podiumsteilnehmer Gerwin Stöcken vom Amt für soziale Dienste zu weit. Angesichts der Tatsache, dass in manchen Gegenden die Mehrheit der Kleinen aus nicht deutschen Familien stammten, sollte man über Kooperationen zwischen Sprachlehrern und Kitas nachdenken. Ogurreck hält es jedoch für einen Illusion, ohne klares Konzept die Sprachdefizite türkischer Kinder ausgleichen zu können: „Wir kommen nicht gegen die Satellitenschüsseln an, die türkische Sender einspielen.“ Den Vorschlag von Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel, Ausländer-Kinder in Stadtteile mit geringerem Ausländeranteil zu fahren, lehnt er ab. Dass die Pisa-Ergebnisse auch in Kiel Folgen zeigen, hat Hauke Landt-Hayen. Leiter der Grund- und Hauptschule Theodor Möller beobachtet: Immer mehr Eltern meldeten ihre Kinder bereits im Alter von fünf Jahren zur Schule an. (Infos zur Bildungsstiftung Tel. 53778719 oder http://www.bildungsstiftung.de)