Die PISA-Studie, die deutschen Schülern im internationalen Vergleich Anfang des Jahres schlechte Noten erteilte, hat aufgeschreckt. Seit Bekanntgabe der Ergebnisse wurde in vielen Diskussionen auch in Kiel nach Gründen geforscht oder wurden die Folgen erörtert. Beim vom Land initiierten öffentlichen PISA-Forum am Mittwoch, 17. April, im Kieler Rathaus soll nicht nur geredet, sondern auch gehandelt werden, und zwar mit der Bildungsstiftung Schleswig-Holstein. Deren offizielle Gründung steht neben einer Podiumsdiskussion auf dem Programm.

Die Idee zu einer solchen Stiftung wurde bereits lange vor der PISA-Studie geboren. „Wir suchen Partner, die aus der Erkenntnis heraus, daß Bildung eine Zukunftsinvestition ist, innovative Projekte und Lehrerweiterbildung finanziell unterstützen,“ bringt Albert Benning, Geschäftsführer der Waldorfschule Kiel und im Vorstand der Bildungsstiftung, das Ziel der Stiftung auf den Punkt. Prof. Wolf-Christian Dullo, Direktor der marinen Forschungszentrums GEOMAR, tritt bei der Auftaktveranstalung des PISA-Forums in einer Doppelrolle auf.

Zum einen ist der Leibniz-Preisträger Vorsitzender des Stiftungsrates der Bildungsstiftung, zum anderen koordiniert er das Forum für Kiel, das in diesem Jahr noch weitere drei Themenabende über Bildung anbieten wird. Bemerkenswert ist, finden Dullo und Benning, daß es gelungen sei, in der Stiftung alle gesellschaftlichen Bereiche vom Industriebetrieb über Schulen, Wissenschaft und Handwerk bis zum Dienstleistungsbetrieb zu vereinen. Im Stiftungsrat vertreten sind neben Dullo HDW-Sprecher Jürgen Rohweder, Erich Mader (Leiter der Telekom, Niederlassung Kiel), SPD-Ratsherr Jürgen Fenske, Geschäftsführer der Autokraft Schleswig-Holstein, Gerd Boysen, Rektor des Max-Planck-Gymnasiums und Joachim Günther, Geschäftsführer der Bäckerei Günther.

Warum so viele Vertreter aus unterschiedlichen Bereichen zusammengefunden haben, um mehr für Bildung zu tun, weiß Dullo ganz genau: „Die Sorge um einen qualifiziert ausgebildeten Nachwuchs ist nicht nur in der Wissenschaft ein großes Problem. Alle klagen über die geringe Motivation.“ Mehr Qualität, mehr Begeisterung an den Schulen zu schaffen, hält er deshalb für dringend notwendig. So hofft er, über die Stiftung Mittel zu bekommen, um Lehrer mehr Freiräume geben zu können – zum Beispiel dadurch, daß sie an Forschungsprojekten arbeiten.

Ein Projekt ist schon auf die Beine gestellt: Max-Planck- und Waldorfschüler beteiligen sich ebenso wie Schüler eines Moskauer Gymnasiums via Internet an GEOMAR-Expeditionen ins Ochotskische Meer (Projekt Komex). „Dort regeneriert sich das Zwischenwasser des Pazifiks, das Auswirkungen auch auf den Golfstrom hat,“ schildert Dullo. Seiner Ansicht nach ist es „elementar“, das Dreiecksverhältnis Lehrer-Eltern-Kinder wieder herzustellen.“

Am Auftaktabend des PISA-Forums, der um 18 Uhr im Alten Rathaus beginnt und um 20 Uhr endet, nehmen auch Wissenschaftsministerin Ute Erdsiek-Rave, Kulturdezernent Heinz Rethage, Mitglieder der Bildungsstiftung und ein Vertreter der KN-Chefredaktion Stellung zur Bedeutung von Bildung. Als weitere Themen für Foren-Abende sind geplant: „Praxis in die Schule bringen“, „Kreativität muß sein“.